Schreibwerkstatt-Wiki: Erfahrungen mit dem Einsatz im Unterricht

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Inhaltsverzeichnis

Probleme und technische Herausforderungen

Im Verlauf der Unterrichtseinheit musste ich mich einigen Problemen und technischen Herausforderungen stellen, die nun dargestellt werden.

Einrichten der E-Mail-Konten

Die technischen Voraussetzungen der Landgrafengrundschule schienen zunächst günstig zu sein, sodass die Probleme nicht unbedingt vorherzusehen. Ich hatte mich wie bereits erwähnt für das MediaWiki des EWS entschieden. Um sich im EWS als neuer Benutzer registrieren zu lassen, wird eine E-Mail-Adresse benötigt, über die man authentifiziert wird. Demzufolge sollten sich die Schüler in der ersten Sitzung eine eigene Freemail-Adresse bei GMX einrichten. Jedoch wurde der Anmeldevorgang durch die Sicherheitseinstellungen von GMX verhindert. Bei GMX können aus Sicherheitsgründen von einer IP-Adresse nur maximal drei Accounts pro Stunde angelegt werden und dann ist von der jeweiligen IP-Adresse aus für 24 Stunden keine weitere Neuregistrierung möglich.

Von den sieben anwesenden Teilnehmern der AG konnten sich also nur die drei schnellsten Kinder einen Account einrichten. Nur ein Kind hatte schon vor Beginn der AG eine eigene E-Mail-Adresse. Da mir die Sicherheitsvorkehrungen von GMX zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt waren, vermutete ich, dass die Kinder einen Arbeitsschritt während der Anmeldung nicht richtig ausgeführt hatten, z.B. dass sich die Schüler bei der wiederholten Eingabe des Passwortes vertippt hatten. Damit keine weitere Sitzung für die organisatorischen Maßnahmen aufgewendet werden musste, bot ich mich an, die übrigen E-Mail-Accounts für die Kinder von zu Hause aus einzurichten. Dabei sind mir die Sicherheitsmaßnahmen von GMX aufgefallen. Um zu vermeiden, dass diese Probleme nicht – wie in der Dienstags-AG – auch in der ersten Sitzung der Mittwochs-AG aufgetreten wären, erstellte ich für alle restlichen Schüler vorab eine E-Mail-Adresse.

Sicherheitsbeschränkungen für die Internetnutzung

Eine weitere Hürde musste ich in der zweiten Sitzung bewältigen. In dieser Sitzung plante ich die Wiki-Syntax einzuführen und die Kinder anschließend ihre persönlichen Benutzerseiten unter Verwendung der Wiki-Syntax gestalten zu lassen. Allerdings war es nicht möglich, dass jeder Schüler seinen persönlichen Zugriff auf das Wiki benutzt. Das technische Problem ist wegen der hohen Sicherheitsbeschränkungen für die Internetnutzung der Landgrafengrundschule aufgetreten. In vielen Schulen ist es üblich, dass nur wenige Internetseiten freigeschaltet werden und der Großteil der Webseiten gesperrt ist, um die Kinder vor ungewünschten Inhalten zu schützen. Nur durch die Bemühungen einer Mitarbeiterin der Wiki-Sprechstunde der TU Dortmund, welche die gleichen technischen Schwierigkeiten bei einem schulischen Wiki-Einsatz hatte, und einem Mitarbeiter der Computerverwaltung konnten die technischen Probleme innerhalb von wenigen Tagen behoben werden. Damit die Kinder in der Sitzung trotzdem weiterarbeiten konnten, ließ ich sie ihren Steckbrief in einem Schreibprogramm verfassen. Nach der Behebung der technischen Probleme wurden die Texte in das Wiki kopiert.

Keine Anwesenheitspflicht und unterschiedliches Arbeitstempo

Eine weitere Herausforderung, die ich bewältigen musste, bestand darin, dass die Teilnahme an der AG freiwillig war und dadurch der Verbindlichkeitscharakter fehlte. Wegen der nicht bestehenden Anwesenheitspflicht kam es vor, dass einige Eltern ihre Kinder während der AG abholten. Unter anderem finden jährlich im zweiten Schulhalbjahr der Landgrafengrundschule in den dritten und vierten Jahrgängen Klassenfahrten statt, sodass jedes Kind mindestens einen Fehltermin hatte. Da die zur Verfügung stehende Zeit für das Unterrichtsprojekt aufgrund der anstehenden Sommerferien begrenzt war, konnten keine Ausweichtermine eingeplant werden. Wegen der Fehltermine, aber auch aufgrund des unterchiedlichen Arbeitstempos hatten die Kinder verschiedene Arbeitsfortschritte erreicht; während einige Schüler die Inhalte der vorangegangenen Einheit nachholen mussten, erledigten die anderen Kinder bereits die neuen Aufgaben. Dass Kinder nicht im Gleichschritt arbeiten und lernen, ist im Unterrichtsalltag ein typisches Phänomen, auf das sich ein Lehrer einstellen muss. Deshalb habe ich die Bearbeitungen der Kinder im Wiki sowohl innerhalb als auch außerhalb der AG-Zeiten laufend verfolgt, um den Schülern in den Sitzungen entsprechend ihres individuellen Arbeitsfortschrittes die passenden Aufgaben bereitstellen zu können.

Herausforderung bei den Schreibkonferenzen

Die Schreibkonferenzen stellten eine weitere Hürde dar. Da diese Methode der Textüberarbeitung nicht in Einzel-, sondern in Partner- oder Gruppenarbeit durchgeführt wird, war es notwendig, dass die Schüler möglichst zeitnah ihre Aufsätze fertig stellten. Problematisch war, wenn ein Kind seinen Aufsatz zu Ende geschrieben hatte, aber kein Helferkind zur Verfügung stand. Um die Leerlaufphase zu überbrücken, erteilte ich zusätzliche Arbeitsaufträge, wie zum Beispiel das Korrekturlesen der Benutzerseiten anderer Kinder.

Unterschiedliche Computerkenntnisse

Eine weitere Herausforderung bestand darin, dass die Schüler über sehr unterschiedliche Computerkenntnisse verfügten. Manchen Kindern waren die basalen Funktionen der PC-Tastatur, wie zum Beispiel „back-space“ (Rücktaste), „shift“ (Umschalttaste) und „enter“ (Eingabetaste), etc., nicht bekannt, sodass sie eine intensive Betreuung benötigten.


Nur die außerordentlich gute Mitarbeit der Schüler sowohl während der Sitzungen als auch von zu Hause aus ermöglichte es, die Schreibkonferenzen und somit das Unterrichtsprojekt erfolgreich durchzuführen.

Praxistipps

In diesem Abschnitt werden einige Tipps gegeben, die Lehrer auf mögliche Probleme bei diesem schulischen Wiki-Einsatz vorbereiten sollen. Die Praxistipps habe ich aus meinen Erfahrungen in der Erprobung des Projekts und den damit verbundenen Herausforderungen entwickelt und stellen so genannte Gelingensbedingungen dar.

Einrichten der E-Mail-Konten

Wenn man sich als Lehrer für ein Wiki-System entscheidet, welches wie das im Unterrichtsprojekt eingesetzte MediaWiki in eine Lehr-/ Lernplattform eingebunden ist, benötigt jeder Schüler für die Benutzerregistrierung eine E-Mail-Adresse, die den Zugriff auf das Wiki gewährt. Da von einer IP-Adresse nur maximal drei E-Mail-Accounts pro Stunde bei demselben E-Mail-Anbieter angelegt werden können, wird es im Unterricht erschwert, dass sich alle Schüler gleichzeitig ein E-Mail-Konto einrichten. Es empfiehlt sich deshalb, dass die Schüler die E-Mail-Konten zu Hause anlegen. Sicherlich können im Unterricht die E-Mail-Konten auch bei verschiedenen E-Mail-Anbietern eingerichtet werden. Allerdings muss der Lehrer dann zu jeder E-Mail-Plattform eine entsprechende Anleitung erstellen. Es ist auch günstig, wenn die Schüler eine E-Mail-Adresse über die schulische Website erhalten.

Tipps für die Internetnutzung

Weiterhin sollten vor einem Wiki-Einsatz die Sicherheitseinstellun¬gen für die Internetnutzung der Schule überprüft und gegebenenfalls angepasst werden, wenn der Zugriff auf die gewünschte Internetseite gesperrt ist. Falls aus anderen Gründen die Nutzung des Wikis verhindert wird, zum Beispiel, wenn die Internetverbindung defekt ist, kann der Lehrer die Unterrichtszeit trotzdem sinnvoll nutzen, indem die Schüler ihre Texte in einem normalen Schreibprogramm verfassen, welche dann nach der Behebung der technischen Probleme ins Wiki kopiert werden können.

Vermittlung grundlegender Computerkenntnisse vor einem Wiki-Einsatz

Da grundlegende Computerkenntnisse für das Verfassen von Wiki-Artikeln unabdingbar sind, ist es ratsam, den Schülern ein gewisses Know-how im Umgang mit dem Computer zu vermitteln, bevor mit Wikis gearbeitet wird. Beispielsweise können die Schüler Texte in einem Schreibprogramm verfassen und dadurch die Bedienung der Computermaus und die Funktionen der Tatstatur kennenlernen. Wenn die Schüler eine Routine beim Schreiben von Texten auf dem Computer erlangt haben, wird es ihnen auch leichter fallen, sich mit der Wiki-Technologie zu befassen.

Anwesenheitspflicht

Um eine regelmäßige Teilnahme der Schüler am Projekt zu erzielen, sollte die Mitarbeit an der Wiki-Ressource für die Schüler verbindlicher gestaltet werden. Dies kann erreicht werden, indem das Wiki-Projekt nicht innerhalb einer AG, sondern im Rahmen des Unterrichts stattfindet und die produzierten Arbeitsergebnisse und -prozesse in die Leistungsbewertung einfließen.

Aufmerksamkeit der Schüler

Da die Medien Computer und Internet auf die Schüler eine Faszination ausüben, passiert es leicht, dass sich die Aufmerksamkeit der Schüler während eines Lehrervortrages eher auf die eigenen PC-Monitore als auf den Lehrer richtet. Um die Achtsamkeit der Schüler auf die Lehrkraft zu lenken, können die Schüler entweder ihren Monitor kurzzeitig ausschalten oder sich mit dem Rücken zu ihrem Computer hinsetzen.

Erreichbarkeit des Lehrers außerhalb der Unterrichtszeit

Bei Wiki-Projekten, bei denen die einzelnen Sitzungen über mehrere Tage weit auseinander liegen, ist eine ständige Erreichbarkeit des Lehrers sehr sinnvoll. Ich habe den Schülern der Wiki-AG angeboten, dass ich per E-Mail jederzeit erreichbar bin, wenn zwischen den Sitzungen Schwierigkeiten beim Bearbeiten der Wiki-Artikel auftreten. Ein Teil der AG-Schüler hat mein Angebot dankbar genutzt.

Verfolgen der aktuellen Beiträge im Wiki

Da die Schüler das Wiki auch von zu Hause aus nutzen können, sollte man sich als Lehrer über die aktuellen Beiträge im Wiki laufend informieren, um die Unterrichtsinhalte an die Arbeitsfortschritte der Schüler anpassen zu können. Für besonders fleißige oder schnell arbeitende Schüler sollte der Lehrer auch immer Zusatzaufgaben parat haben. Beispielsweise können die Schüler komplizierte Wiki-Syntax-Elemente (Gestaltung der Schrift- oder Hintergrundfarbe, etc.) austesten.

Nachvollziehbarkeit der Textrevisionen

In Bezug auf die Schreibkonferenzen ist es vorteilhaft, wenn nicht das Autorenkind, sondern das Helferkind in das Wiki eingeloggt ist, damit der Lehrer auch nach einiger Zeit gut nachvollziehen kann, welche Revisionen auf die Schreibkonferenzen zurückgehen.


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