Die Notwendigkeit einer "muttersprachlichen Mehrsprachigkeit"

Aus IBK-Wiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die neuen Kopfnoten.jpg


Inhaltsverzeichnis

Kurzinformation

Diese Beschreibung wurde erstellt von Janina Hofmann im Rahmen des Seminars "Internetbasierte Kommunikation im Deutschunterricht" (WS 2007/08).

AUTOR(EN) QUELLE
Janina Hofmann Hier Literatur-/Quellenangabe: Wo (gedruckt oder online) ist die U-Idee dokumentiert/beschrieben? -> im Falle von Printquellen: Vollständige bibliographische Angabe; bei Online-Quellen: Autor, Jahr, Titel, ggf. Titel des Online-Portals, URL(LINK)
ZUORDNUNG UMFANG DER UNTERRICHTSEINHEIT
Jahrgangsstufe 9, Gymnasium (ggf. auch Realschule und Gesamtschule) mindestens 5 Unterrichtstunden (keine Praxiserfahrung)
IN DER PRAXIS ERPROBT? LEHR-/LERNZIELE
Nein keine Angaben


Zusammenfassung des Unterrichtskonzepts / der Unterrichtsidee

Technische Voraussetzungen

Die Schule muss einen Medienraum mit einer ausreichenden Anzahl von Computerplätzen (etwa 30) und Computer mit Internet besitzen. Vorzugsweise sollte der Unterricht zu diesem Konzept im Medienraum stattfinden. Zur Projektion von Graphiken und Texten wird ein OHP, besser noch ein Beamer (+Computer) benötigt. Um die Powerpointpräsentation gut sichtbar darzustellen, ist eine Beamerprojektion (+Computer) die einzig sinnvolle Lösung.

Medien/Lernmaterialien

Folgende Materialien können unter Werkstatt/Datei heruntergeladen werden:

Ausschnitt aus der ppt
Ausschnitt aus der ppt


Nicht öffentlich bereitgestellt:

  • Textbearbeitung - Wolf Schneider: Die Sprache verändert sich (2006).

Didaktisch-methodischer Kommentar

Lehr-/Lernziele

Die Schülerinnen und Schüler sollen typische Stilmerkmale internetbasierter Kommunikation kennen lernen. Sie sollen angeleitet werden, über den Gebrauch der deutschen Sprache zu reflektieren; ihrer Normen und Varietäten bewusst werden. Gemeinsam mit dem Lehrenden sollen die Schülerinnen und Schüler Ursachen für den unterschiedlichen Gebrauch von Sprache formulieren und im Hinblick auf den Sprachwandel bewerten.

Bezug auf Lehrplan NRW

Folgende Kompetenzbereiche lassen sich diesem Unterrichtskonzept zuordnen:

  • im Bereich Sprechen und Zuhören der Aspekt der Argumentationsfähigkeit in Gesprächen und Diskussionen. Die Schülerinnen und Schüler sollen unterschiedliche Sprechsituationen gestalten. Hier sollen sie Stilmittel erkennen und anwenden.
  • im Bereich Schreiben wird das Verfassen argumentativer Texte gefordert. Zudem sollen Texte dem Zweck entsprechend und adressatengerecht hinsichtlich Aufbau und Sprache geschrieben werden. Die Schülerinnen und Schüler verfassen formalisierte lineare Texte und informelle nicht-lineare Texte. Neue Medien werden von den Schülerinnen und Schülern zur Produktion von Texten (Chatdiskussionen etc.) sinnvoll eingesetzt.
  • im Bereich Lesen - Umgang mit Texten müssen die Schülerinnen und Schüler mit Sachtexten und medialen Texten umgehen. Insbesondere Intention und Wirkung erkennen und bewerten sowie die zentralen Inhalte und Argumentationsstränge erschließen. Die Schülerinnen und Schüler müssen Verfahren zur Textstrukturierung kennen und selbstständig anwenden. Ein produktionsorientierter Umgang mit Texten und Medien wird den Schülerinnen und Schülern stetig geboten.
  • Der unterrichtliche Schwerpunkt liegt im Kompetenzbereich Reflexion über Sprache. Die Schülerinnen und Schüler beschreiben und analysieren Texte. Hierbei legen sie einfache Kommunikationsmodelle (Transferleistung aus Klasse 8) und Erklärungen von Grundproblemen der Sprachnorm, der Sprachvarietät und des Sprachwandels zugrunde. Die Schülerinnen und Schüler erkennen grundlegende Textfunktionen und beachten Sprechweisen in ihrem Kontext. Sie setzen sich mit ausgewählten Erscheinungen des Sprachwandels auseinander, finden Ursachen und bewerten z. B. den Bedeutungswandel. Über "Sprachen in den Sprachen" (Umgangssprache, Fachsprache, Mündlichkeit, Schriftlichkeit) wird reflektiert.

Kurzbeschreibung

Unterrichtlicher Schwerpunkt ist einerseits die Reflexion über Sprache an einem geeigneten Beispiel und andererseits das Erlernen oder Vertiefen von Argumentationen. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit typischen Merkmalen internetbasierter Kommunikation auseinander und werden angeleitet Ursachen zu finden und zu bewerten. Schülernahe Beispiele werden motivierend eingesetzt. Die Schülerinnen und Schüler werden stetig zur Eigenproduktion und Teilnahme am Unterrichtsgeschehen aufgefordert. Die argumentierenden Gespräche und Texte schulen ihre Sprach- und Schreibkompetenzen. Der Unterricht ist geprägt von Schüleraktivitäten, die letztendlich als Übungen für die Praxis verstanden und nicht meinungsprägend gelenkt werden.

Ausführliche Beschreibung

  1. Den Unterrichtseinstieg bildet eine private Mitteilung im Stil einer SMS. Die Schülerinnen und Schüler sollen den Text entschlüsseln. Hierzu erhalten sie das Arbeitsblatt 1, das im Anschluss mit der Lehrperson besprochen wird. Lösungen werden vorgestellt und eine Musterlösung wird projiziert. Hausaufgabe ist eine Antwort im SMS-Stil sowie in klassischer Form. Hierzu können die Schülerinnen und Schüler die vorgegebenen Stilmerkmale (Smileys, Akronyme etc.) beliebig ergänzen, indem sie entweder neue entwickeln oder bekannte recherchieren.
  2. Zu Beginn der zweiten Stunde werden die Hausaufgaben besprochen. Jede(r) Schüler(in) sollte diese in digitaler Form (CD, Diskette, Speicherstick) mitbringen. Die Lehrperson erhält so einen Einblick in die Vorkenntnisse ihrer Schülerinnen und Schüler. Weiterleitend wird nun ein Auszug aus einem Chat (Präsentation: Typische Merkmale internetbasierter Kommunikation) behandelt. Anhand eines Rollenspiels wird der Aspekt der Mündlichkeit verdeutlicht (siehe auch: Aspekte gesprochener Sprache im Chat; Chatauszüge, die typische Merkmale internetbasierter Kommunikation verdeutlichen). Smileys und Inflektivkonstruktionen werden durch Gestik und Mimik ersetzt. Anschließend erhalten die Schülerinnen und Schüler das Arbeitsblatt 2. Sie untersuchen den Chatauszug und strukturieren verschiedene Aspekte. Die Besprechung erfolgt in Wechselwirkung mit der Präsentation "Typische Merkmale internetbasierter Kommunikation". Fachausdrücke wie Inflektive, Akronyme etc. erweitern das Schülervokabular.
  3. In der dritten Unterrichtstunde sollen die Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage ihres neu erworbenen Wissens ein argumentierendes Gespräch bzw. eine Diskussion führen. Diese Diskussion findet ausschließlich im Chat (z.B. bei lehrer-online oder im ews2) statt. Die Lehrperson weist im Vorfeld darauf hin, dass bekannte Stilmerkmale nun ähnlich verwendet werden können wie die Stilmittel, die in Talkrunden oder politischen Reden eingesetzt werden. Die Chatdiskussion steht unter dem Motto der provozierenden Frage: "Beherrschen Chatter die Normen der deutschen Sprache?" Die Diskussion dauert circa 10 Minuten. Der Chat wird gespeichert und als "Chatprotokoll" ausgedruckt. Während die Diskussion ins Unterrichtsgespräch (Gesprächsrunde) überführt wird, bleibt der Chatbeitrag sichtbar. Das klassische Unterrichtsgespräch bietet auch weniger chaterfahrenen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit sich zu beteiligen. Die Lehrperson beobachtet die Argumentation und den Einsatz von Stilmitteln (z.B. Vergleiche, Metaphern, rhetorische Fragen).
  4. Die vierte Stunde wird eingeleitet mit der Karikatur "Die neuen Kopfnoten", die nun das Feld der Sprache von der "Chatsprache" löst und ins adressaten- und situationsgerechte Sprechen öffnet. Die Schülerinnen und Schüler sollen ein Bewusstsein für die Sprachen in der Sprache (oder "muttersprachliche Mehrsprachigkeit") entwickeln. Nach einer Diskussion ergänzt die Lehrperson das Beispiel eines Expertenchats, das in Beziehung zu dem besprochenen Plauderchat (und evtl. zu dem selbst durchgeführten Chat) gesetzt wird. Die weitgehend richtige Verwendung der Orthographie und der Verzicht auf Smileys sollen hier als Hinweis auf situationsgerechtes Schreiben gedeutet werden.
  5. Abschließend sollen die Schülerinnen und Schüler den Text "Die Sprache verändert sich" von Wolf Schneider im Hinblick auf Argumentationsaufbau und Stilmittel (Intention und Wirkung) untersuchen. Der Text soll die Schülermeinung über Sprachwandel um ein (Gegen-)Argument erweitern. Das Meinungsbild wird argumentativ schriftlich fixiert. Dieser Text eignet sich auch als Klausurtext.

Ausblick: Im Anschluss bietet sich eine Unterrichtsreihe über Bewerbung (auch Online-Bewerbung und E-Mail) an, in der der Aspekt des zweck- und adressatengerechten Schreibens bzw. Sprechens vertieft wird.