Schreibwerkstatt-Wiki: Unterschied zwischen den Versionen
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„Writing is rewriting“ oder anders ausgedrückt: Schreiben bedeutet Überarbeiten. Schreiben ist kein linearer Prozess, in welchem der Text in einem Zug entsteht, sondern in einem Wechsel zwischen den Teiltätigkeiten Planen, Formulieren und Überarbeiten (Becker-Mrotzek/ Böttcher 2003: 50). Allerdings wird in der Schule das Schreiben überwiegend dann eingestellt, wenn der erste Textentwurf geschrieben wurde. Eine Überarbeitung des Textes wird in der Praxis selten durchgeführt. Zwar werden in manchen Fällen benotete Aufsätze verbessert, aber dies geschieht meistens erst nach der Bewertung. Die Schüler verstehen unter einer Überarbeitung häufig nur das Berichtigen von Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Das liegt daran, dass die Schüler kaum andere Formen der Textrevision in der Schule erfahren haben. Hingegen wird in der prozessorientierten Schreibdidaktik der Unterricht auch nach dem ersten Entwurfschreiben durch Maßnahmen fortgeführt, welche diesen Prozess differenziert unterstützen. Vor allem Textüberarbeitungen, die nach dem Erstentwurf vorgenommen werden, haben einen hohen Lerneffekt für folgende Formulierungsvorgänge (Ossner 2006: 164f.). | „Writing is rewriting“ oder anders ausgedrückt: Schreiben bedeutet Überarbeiten. Schreiben ist kein linearer Prozess, in welchem der Text in einem Zug entsteht, sondern in einem Wechsel zwischen den Teiltätigkeiten Planen, Formulieren und Überarbeiten (Becker-Mrotzek/ Böttcher 2003: 50). Allerdings wird in der Schule das Schreiben überwiegend dann eingestellt, wenn der erste Textentwurf geschrieben wurde. Eine Überarbeitung des Textes wird in der Praxis selten durchgeführt. Zwar werden in manchen Fällen benotete Aufsätze verbessert, aber dies geschieht meistens erst nach der Bewertung. Die Schüler verstehen unter einer Überarbeitung häufig nur das Berichtigen von Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Das liegt daran, dass die Schüler kaum andere Formen der Textrevision in der Schule erfahren haben. Hingegen wird in der prozessorientierten Schreibdidaktik der Unterricht auch nach dem ersten Entwurfschreiben durch Maßnahmen fortgeführt, welche diesen Prozess differenziert unterstützen. Vor allem Textüberarbeitungen, die nach dem Erstentwurf vorgenommen werden, haben einen hohen Lerneffekt für folgende Formulierungsvorgänge (Ossner 2006: 164f.). | ||
− | Damit rückt die Operation des Überarbeitens als Teil des Schreiblernprozesses in den Fokus der Aufmerksamkeit. Ein mündliches Verfahren der Textrevision ist die Schreibkonferenz, in der sich zwei oder mehrere Schüler ihre selbst verfassten Texte gegenseitig vorstellen und anschließend gemeinsam überarbeiten (Ossner 2006: 176). Dabei stellen die Überarbeitungshinweise des Beraters die Basis von Textüberarbeitungen bzw. der Formulierung neuer Textteile dar. | + | Damit rückt die Operation des Überarbeitens als Teil des Schreiblernprozesses in den Fokus der Aufmerksamkeit. Ein mündliches Verfahren der Textrevision ist die Schreibkonferenz, in der sich zwei oder mehrere Schüler ihre selbst verfassten Texte gegenseitig vorstellen und anschließend gemeinsam überarbeiten (Ossner 2006: 176). Dabei stellen die Überarbeitungshinweise des Beraters die Basis von Textüberarbeitungen bzw. der Formulierung neuer Textteile dar. |
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Version vom 21. Oktober 2009, 23:10 Uhr
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Eine kurze Beschreibung des Projekts
Schreibkonferenz
„Writing is rewriting“ oder anders ausgedrückt: Schreiben bedeutet Überarbeiten. Schreiben ist kein linearer Prozess, in welchem der Text in einem Zug entsteht, sondern in einem Wechsel zwischen den Teiltätigkeiten Planen, Formulieren und Überarbeiten (Becker-Mrotzek/ Böttcher 2003: 50). Allerdings wird in der Schule das Schreiben überwiegend dann eingestellt, wenn der erste Textentwurf geschrieben wurde. Eine Überarbeitung des Textes wird in der Praxis selten durchgeführt. Zwar werden in manchen Fällen benotete Aufsätze verbessert, aber dies geschieht meistens erst nach der Bewertung. Die Schüler verstehen unter einer Überarbeitung häufig nur das Berichtigen von Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Das liegt daran, dass die Schüler kaum andere Formen der Textrevision in der Schule erfahren haben. Hingegen wird in der prozessorientierten Schreibdidaktik der Unterricht auch nach dem ersten Entwurfschreiben durch Maßnahmen fortgeführt, welche diesen Prozess differenziert unterstützen. Vor allem Textüberarbeitungen, die nach dem Erstentwurf vorgenommen werden, haben einen hohen Lerneffekt für folgende Formulierungsvorgänge (Ossner 2006: 164f.). Damit rückt die Operation des Überarbeitens als Teil des Schreiblernprozesses in den Fokus der Aufmerksamkeit. Ein mündliches Verfahren der Textrevision ist die Schreibkonferenz, in der sich zwei oder mehrere Schüler ihre selbst verfassten Texte gegenseitig vorstellen und anschließend gemeinsam überarbeiten (Ossner 2006: 176). Dabei stellen die Überarbeitungshinweise des Beraters die Basis von Textüberarbeitungen bzw. der Formulierung neuer Textteile dar.
Schreibkonferenz mit Wiki-Technologie - Beweggründe für die Wahl des Mediums
Neben der Schreibförderung wird auch der Einsatz von neuen Medien in der Grundschule immer wichtiger. Gerade weil die neuen Informationstechnologien einen immer größeren Stellenwert in unserer heutigen Gesellschaft einnehmen, wird ein kompetenter Umgang mit ihnen auch für Grundschüler zunehmend bedeutsamer. Vor allem werden Wikis im Zusammenhang der schulischen Schreibförderung vermehrt thematisiert. Daher habe ich mich im Rahmen meiner Masterarbeit damit beschäftigt, ob Wikis Potenziale besitzen, die für Schreibkonferenzen im Kontext schulischer Einsatzzwecke in der Primarstufe genutzt werden können. Insbesondere bin ich der Frage nachgegangen, ob kooperative Textüberarbeitungen durch die Kombination mit der Wiki-Technologie optimiert werden können.
Das Schreibwerkstatt-Wiki
Ich habe das Schreibwerkstatt-Wiki speziell für die Arbeit mit Schreibkonferenzen im Primarbereich entwickelt. Das Konzept dieses Projekts ist es, mithilfe der Wiki-Technologie Schreibprozesse in allen Phasen (Erarbeitung, Ergänzung, Revision) zu unterstützen. Im Unterricht können Aufsätze im Wiki verfasst und anschließend in einer Schreibkonferenz überarbeitet werden. Die eigens dafür angelegten Hilfeseiten des Wikis, welche im Schreibwerkstatt-Wiki integriert sind, erleichtern die Schreib- und Revisionsprozesse der Kinder.
Für das Projekt Schreibwerkstatt-Wiki habe ich die Dortmunder Lehr-/ Lernplattform EWS und das darin integrierte System MediaWiki verwendet. Neben dem Wiki-System stellt die Lehr-/ Lernplattform EWS noch weitere Kommunikationsfunktionen wie eine Mailingliste und einen Dateibereich bereit, die auch für den Unterricht interessant sein können (Beißwenger/ Storrer 2007: 6 [1]). Über die Mailingliste kann der Lehrer auf einfache Weise Mitteilungen zu allen Schülern senden und im Dateibereich zusätzliche Arbeitsmaterialien und -aufträge hochladen.
Bei schulischen Wiki-Einsätzen ist die Zugriffsverwaltung von Bedeutung. Aufgrund der Tatsache, dass jeder Wiki-Seiten verändern kann, ist es für eine schulische Leistungsbewertung sinnvoll, dass externe Personen keinen Zugriff auf das Wiki haben. Das Schreibwerkstatt-Wiki ist unter der Internetadresse http://www.ews.tu-dortmund.de abrufbar und für ein ungestörtes schulisches Arbeiten passwortgeschützt. Das bedeutet, dass das Wiki einen geschlossenen Zugang hat und nur angemeldete Nutzer Lese- und Schreibzugriffe auf das Wiki haben (Abfalterer 2007: 65 [2]).
Potenziale des Schreibwerkstatt-Wikis für Lehr-/Lernkontexte
Das Schreibwerkstatt-Wiki bietet eine Reihe interessanter Potenziale für den Unterricht. Vor allem konnte innerhalb des erprobten Unterrichtsprojekts aufgezeigt werden, dass die Potenziale von Wikis für Schreibkonferenzen sinnvoll genutzt werden konnten: die kollaborative Textüberarbeitung, das Link-Prinzip bei den Hilfeseiten sowie bei den Wiki-Artikeln untereinander, die multimediale Darstellung, die unmittelbare Korrekturmöglichkeit und die Versionenverwaltung, um einige genutzte Potenziale zu nennen.
Didaktisch-methodischer Kommentar
Lehr-/Lernziele
In dieser Unterrichtsreihe werden die Grundlagen für den Umgang mit dem Wiki und den Einsatz von Schreibkonferenzen geschaffen. Nach Abschluss der Unterrichtsreihe sollen die Kinder in der Lage sein, selbstständig mit dem Wiki zu arbeiten. Darüber hinaus sollen sie ihre Schreibfertigkeiten verbessern, indem sie ihre Texte mithilfe der Wiki-Technologie planen, schreiben und überarbeiten. Die einzelnen Lehr- und Lernziele sind den Kategorien Fach-, Medien- und Sozialkompetenz zugeordnet.
Einordnung in den Lehrplan NRW
Mit dem Einsatz des Schreibwerkstatt-Wikis können die von den Lehrplänen geforderten Schreib- Medien- und Sozialkompetenzen gefördert werden. Eine konkrete Einordnung des Unterrichstprojekts Schreibwerkstatt-Wiki in den Lehrplan Deutsch finden Sie hier.
Beschreibung der Unterrichtseinheiten
In diesem Abschnitt wird beispielhaft aufgezeigt, wie mit dem Schreibwerkstatt-Wiki im Unterricht gearbeitet werden kann. Die Unterrichtsreihe umfasst insgesamt acht Unterrichtseinheiten, wobei die Dauer einer Einheit eine Zeitstunde beträgt.
- 1. Unterrichtseinheit – Wiki-Einführung
- 2. Unterrichtseinheit – Erste Schritte im Wiki I
- 3. Unterrichtseinheit – Erste Schritte im Wiki II
- 4. Unterrichtseinheit – Reizwortgeschichte I
- 5. Unterrichtseinheit – Reizwortgeschichte II
- 6. Unterrichtseinheit – Schreibkonferenz I
- 7. Unterrichtseinheit – Schreibkonferenz II
- 8. Unterrichtseinheit – Präsentation und Evaluation
Erfahrungen mit dem Einsatz im Unterricht
Das Unterrichtsprojekt habe ich im Rahmen der Masterarbeit an der Landgrafengrundschule in Dortmund erprobt. In diesem Teil werden die Erfahrungen, die ich mit dem Einsatz des SchreibwerkstattWikis gesammelt habe, geschildert.
Die Wiki-AG
Ich habe zwei Wiki-AGs (dienstags und mittwochs) in dem Zeitraum vom 5.5 bis 30.6.2009 im Nachmittagsprogramm der Landgrafengrundschule angeboten. Für die Durchführung der AG wurde mir ein Computerraum mit Internetzugang bereitgestellt, der mit zwölf modernen PCs ausgestattet war. Beide Wiki-AGs fanden wöchentlich von 15:00 bis 16:00 Uhr statt, sodass jeweils eine Zeitstunde zur Verfügung stand. Die AGs wurden parallel angeboten, d.h. dass sie thematisch nicht aufbauend gestaltet wurden, sondern die gleichen Inhalte in beiden AGs durchgenommen wurden. Insgesamt haben 15 Kinder an beiden Wiki-AGs teilgenommen, acht Kinder besuchten die AG am Dienstag und sieben Kinder die AG am Mittwoch. Darunter befanden sich acht Mädchen und sieben Jungen. Die Wiki-AG-Teilnehmer setzten sich aus fünf Viertklässlern und zehn Drittklässlern zusammen, die sechs verschiedene Klassen besuchten (Klasse 3 b, c, d und e, 4a und e). Im Durchschnitt lag das Alter der Kinder zwischen acht und zehn Jahren. Im Verlauf der Unterrichtseinheit kristallisierte sich aus den 15 ursprünglichen Teilnehmern eine weitgehend zuverlässige Arbeitsgruppe von 13 Schülern heraus.
Rahmenbedingungen
Die Computerkenntnisse der Kinder waren sehr heterogen. Während sechs Kinder noch keine Erfahrungen im Umgang mit dem Computer und Internet gesammelt hatten, hatten vier Kinder schon gelegentlich mit neuen Medien gearbeitet und fünf Kinder wiesen gute Computerkenntnisse auf. Von diesen fünf Kindern besuchten jeweils zwei Schüler parallel zur Wiki-AG die Computer-AG und die Schülerzeitungs-AG, welche auch im Nachmittagsbereich der Landgrafengrundschule angeboten wurden. Insgesamt setzten sich beide Wiki-AGs aus zehn deutschen Kindern, zwei Schülern türkischer Herkunft, einem Schüler mit spanischen Wurzeln, einem Kind mit griechischem Migrationshintergrund und einem Schüler mit einem iranischen Elternteil zusammen. Obwohl die Zusammensetzung der Wiki-AG-Teilnehmer multikulturell geprägt war, hatte der Großteil der Schüler ein hohes Leistungsniveau und gute Deutschkenntnisse. Vier Kinder zeigten beim Schreiben schwächere Leistungen im Vergleich zu den anderen Schülern. Dies zeigte sich zum Beispiel in kürzeren Aufsätzen oder in vielen Rechtschreibfehlern, die allerdings nicht aus Tippfehlern bestanden. Einer dieser Schüler hatte eine ausgeprägte Lese- und Rechtschreibschwäche und ein anderes dieser Kinder nimmt seit der zweiten Klasse am Förderunterricht Deutsch teil. In Bezug auf die Leistungsbereitschaft und Konzentrationsfähigkeit der Schüler ist anzumerken, dass die Kinder sehr motiviert und engagiert an die kognitiv anspruchsvollen Aufgaben herangegangen sind, obwohl sie schon den ganzen Vormittag Unterricht hatten.
Ergebnisse der Analyse der Textbearbeitungen
Ergebnisse der Analyse der Textbearbeitungen
Probleme und technische Herausforderungen
Im Verlauf der Unterrichtseinheit musste ich mich einigen Problemen und technischen Herausforderungen stellen, die in diesem Abschnitt dargestellt werden.
Praxistipps
In diesem Abschnitt werden einige Tipps gegeben, die Lehrer auf mögliche Probleme bei diesem schulischen Wiki-Einsatz vorbereiten sollen. Die Praxistipps habe ich aus meinen Erfahrungen in der Erprobung des Projekts und den damit verbundenen Herausforderungen entwickelt und stellen so genannte Gelingensbedingungen dar.
Evaluation zum Einsatz des Schreibwerkstatt-Wikis
Nach Abschluss des Projektes wurde der Unterrichtseinsatz in Form einer schriftlichen Befragung bewertet. Die Evaluation wirft einen Blick aus der Schülersicht auf das Wiki-Projekt und soll aufzeigen, ob das Projekt erfolgreich umgesetzt werden konnte, und ob die Schreibkonferenzen sinnvoll mit der Wiki-Technologie verbunden werden konnten.
Einzelnachweise
- ↑ Beißwenger, Michael/ Storrer, Angelika (2007): Wiki-Einsatz in Lehr-/ Lernkontexten. In: ComputerPostille. Wiki-Einsatz in Lehr-/Lernkontexten. 22.06.2009.
- ↑ Abfalterer, Erwin (Hrsg.) (2007): Foren, Wikis, Weblogs und Chats im Unterricht. VWH Verlag.